211 Geschenkte Lebensjahre - Kontaktgruppe Ludwigsburg-Bietigheim feiert 25-jähriges Jubiläum auf dem Michaelsberg

Im Jahr 1993 ist von Betroffenen die „Selbsthilfe Lebertransplantierter“ in Heidelberg gegründet worden - und nur ein Jahr später die Kontaktgruppe Ludwigsburg-Bietigheim. Der Bietigheim-Bissinger Josef Theiss hat diese nach seiner eigenen Transplantation als Empfänger einer Spenderleber im Jahr 1994 ins Leben gerufen. Am 23. November 2019 ist das 25-jährige Jubiläum mit den Mitgliedern, von denen viele schon sehr lange dabei sind, aber auch mit Freunden, Helfern und Unterstützern im Jugendtagungshaus auf dem idyllisch gelegenen Michaelsberg inmitten von Weinbergen gefeiert worden. Für Transplantierte sind 25 Jahre eine sehr lange Zeit, denn jedes Jahr zählt doppelt und mehr. Es gab also viele Gründe zum Innehalten und zum Zurückblicken, aber auch zum Danken, vor allem den Menschen, die durch ihre Entscheidung für eine Organspende nach ihrem eigenen Tode anderen das Geschenk eines neuen Lebens gemacht haben.

Das Jubiläum begann mit einem ökumenischen Gottesdienst mit dem Motto „Vertrauen“ in der romanischen Kirche auf dem Michaelsberg oberhalb Tripsdrill, sehr einfühlsam gestaltet und geleitet von den Klinikseelsorgerinnen am Bietigheimer Krankenhaus Frau Pfarrerin Alja Knupfer und Frau Ulrike Prießnitz, der zusammen mit Hedi und Josef Theiss und Ute und Günter Wanner vorbereitet worden war. Mitglieder der Gruppe, Betroffene, Angehörige, eine Spenderangehörige und ein Wartepatient gaben in Statements ihren Gedanken, Wünschen und Gefühlen Ausdruck. In einer symbolischen Handlung legten alle eine Blumenzwiebel in eine Schale mit Erde, die als Dankeszeichen im Anschluss an die Angehörige eines Organspenders für dessen Grab überreicht worden ist. Die Band 4ONE unseres Mitglieds Gundolf Belz umrahmten mit wunderbaren Liedern den sehr bewegenden Gottesdienst.

Bei einem Warming-up-Drink begrüßten sich die Teilnehmer und stellten sich gegenseitig vor, soweit sie sich noch nicht kannten, denn auch Mitglieder benachbarter Kontaktgruppen waren zum Mitfeiern gekommen. Alle Transplantierten stellten sich zu einem Foto „Geschenkte Lebensjahre auf“ - 211,4 Jahre konnten gezählt werden, die „Jüngste“ hatte ihre Leber erst vor vier Monaten empfangen, die „Älteste“ vor 31 Jahren, es war unser Vereinsgründungsmitglied Gerda Schieferdecker.

Zusammen mit Wegbegleitern und Förderern wurde danach das Jubiläum gefeiert und auf 25 Jahre Einsatz unter dem Motto „Betroffene helfen Betroffenen“ zurückgeblickt. Nach dem Mittagessen eröffnete Josef Theiss die Feierstunde und übergab das Wort an unsere Vorsitzende Jutta Riemer als erster Rednerin. Sie erinnerte an den Werdegang einer der ersten Kontaktgruppen unseres Verbandes, die vielen Aktivitäten in diesen

25 Jahren, vor allem auch für die Organspendeaufklärung. Nach dem Verlesen eines Grußwortes des Sozialministeriums mit Würdigung des Engagements der Mitglieder für die Organspende überreichte Jutta Riemer eine gebackene „25“ in der Form eines Hefezopfes. Nächste Sprecherin war Frau Dr. med. Uschi Traub vom Gesundheitsamt Ludwigsburg, mit der die Kontaktgruppe schon über 20 Jahre erfolgreich Aufklärung zur Organspende vor allem in Schulen betreibt. Als Geschenk brachte sie einen silbernen Schutzengel mit, der die Gruppe auch in Zukunft begleiten soll. Schließlich gab Gründer der Gruppe und Ansprechpartner Josef Theiss einen Rückblick darauf wie die Gruppe entstanden und stetig gewachsen ist, aber auch welche Höhen und Tiefen zu durchstehen hatte. Inzwischen sind sehr viele Freunde verstorben, allein im letzten Jahr waren es fünf. Alfred Schmidt, der die Kontaktgruppe Bodensee leitet, die vor kurzem in Ravensburg ihr 20-jähriges Bestehen feiern konnte, überbrachte kollegiale Glückwünsche und dankte für die langjährige Unterstützung durch Josef Theiss als LD-Koordinator.

Abschließend verlas Josef ein Grußwort des Oberbürgermeisters von Bietigheim-Bissingen Jürgen Kessing, der das ehrenamtliche Engagement der Gruppe lwürdigte. Nicht zuletzt stellte Josef Günter und Ute Wanner als neue Mitglieder der Kontaktgruppe vor, die sich künftig in die Betreuung mit einbringen werden. Schließlich dankte er Hedi und Ute für die Organisation und Mitgestaltung der Jubiläumsfeier mit einer weißen Schneerose. Bei Kaffee und gespendetem Kuchen blieb man noch lange im Gespräch zusammen. Erwin Rudolph, ein Jugendfreund von Josef, erheiterte mit seinen „knitzen“ aber auch besinnlichen oder deftigen schwäbischen Sprüchen und Gedichten. Denn beides gehört dazu, Freud und Leid miteinander zu teilen. In diesem Sinne möchte die Kontaktgruppe Ludwigsburg/Bietigheim auch in Zukunft zusammenbleiben.

Text und Bilder: Josef Theiss

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