Nach einer Lebertransplantation ist die lebenslange ärztliche Betreuung des transplantierten Patienten unabdingbare Voraussetzung für eine möglichst optimale Organfunktion. Neben ärztlichem Gespräch und körperlicher Untersuchung sowie der sogenannten "apparativen Diagnostik" (z.B. Ultraschall, Knochendichtemessung) sind regelmäßige Blutwertkontrollen unerläßlich. Während sie in den ersten Tagen nach der Transplantation mehrmals täglich durchgeführt werden, sind nach der Entlassung aus dem Krankenhaus zunächst meist 2 Blutentnahmen pro Woche notwendig. Bei einem unproblematischem weiteren Verlauf können die Abstände zwischen den Blutentnahmen zunehmend verlängert werden und nach einem Jahr 2 bis 4 Wochen betragen. Die genaue zeitliche Abfolge der Blutwertkontrollen sollte aber in jedem Fall individuell im Gespräch zwischen betreuendem Arzt und transplantiertem Patienten festgelegt werden.
Die Gabe von Immunssuppressiva verhindert eine Abstoßung des transplantierten Organs. Damit eine ausreichende Medikamentenwirkung erreicht werden kann, ist bei den "klassischen" Immunsuppressiva Ciclosporin (Sandimmun®) und Tacrolimus (Prograf®) eine regelmäßige Kontrolle des Medikamentenspiegels im Blut notwendig. Zu niedrige Medikamentenspiegel im Blut machen eine Erhöhung der Medikamentendosis notwendig, da sonst eine mögliche Abstoßungsreaktion nicht wirksam verhindert werden kann. Zu hohe Medikamentenspiegel sollten durch eine rechtzeitige Dosisanpassung ebenfalls vermieden werden, da Immunsuprressiva vielfältige Nebenwirkungen (z.B. Schädigung der Niere, Bluthochdruck, Zahnfleischwucherungen, Infektanfälligkeit, vermehrter Haarwuchs, neurologische Nebenwirkungen wie Kopfschmerzen oder Zittern) haben können. Medikamente aus der Gruppe der sog. Glukokortikoide (z.B. Urbason®) erfordern keine Spiegelkontrollen, machen aber eine regelmäßige Bestimmung des Blutzuckers notwendig.
Die Bestimmung der Leberwerte im Blut ermöglicht eine Kontrolle des Funktionszustandes der transplantierten Leber. Infektionen, Abstoßungsreaktionen und sonstige Komplikationen (z.B. Durchblutungsstörungen in der transplantierten Leber) können somit häufig noch vor dem Auftreten von Beschwerden erkannt und frühzeitig behandelt werden. Während ein Anstieg der sogenannten "Transaminasen" (GOT, GPT) im Blut eine Schädigung der Leberzelle anzeigt, steigen die sogenannten "Cholestasewerte" (Gamma-GT, AP, Bilirubin) bei einer Schädigung oder Mitbeteiligung der Gallenwege an. Daneben zeigen Albumin- und Eiweißgehalt im Blut sowie der sogenannte "Quick-Wert" die Funktionsfähigkeit der transplantierten Leber an. Bei isolierten Erhöhungen der Alkalischen Phosphatase (AP) im Blut und normalen sonstigen Leberwerten ist auch an das Vorliegen einer Knochenkrankheit (z.B. Osteoporose) zu denken. Die Leberwerte im Blut, insbesondere die Gamma-GT, können auch als Folge von Medikamentennebenwirkungen ansteigen.
Die langjährige Einnahme von Immunsuppressiva aber auch Begleiterkrankungen (z.B. Zuckerkrankheit, Bluthochdruck, Infektionen) können zu einer Beeinträchtigung der Nierenfunktion führen. Eine regelmäßige Kontrolle der Nierenwerte Kreatinin und Harnstoff ist daher sehr wichtig. In manchen Fällen muß auch eine Untersuchung des Urins auf Eiweiß erfolgen, damit eine mögliche Schädigung der Niere frühzeitig erkannt und behandelt werden kann. Besteht bereits eine Nierenschädigung, so ist auch eine regelmäßige Bestimmung des Kaliumspiegels im Blut notwendig. Die sog. Kreatinin-Clearance wird im 24 Stunden-Sammelurin gemessen und ist ein genaueres Maß für die Nierenfunktion als die Bestimmung der Nierenwerte Kreatinin und Harnstoff im Blut.
Der Blutzuckerspiegel, auch Glukosespiegel genannt, kann nach einer Lebertransplantation stark verändert sein und in manchen Fällen die Gabe von Insulin erforderlich machen. Häufige Ursachen hierfür sind Nebenwirkungen von Medikamenten, z.B. der sog. Glukokortikoide (z.B. Urbason®). Zu berücksichtigen sind aber auch in Folge der Lebertransplantation auftretende Stoffwechselveränderungen des Organempfängers. Eine regelmäßige Kontrolle des Blutzuckerspiegels ist daher sehr wichtig.
Das sogenannte "Blutbild" setzt sich aus den roten Blutkörperchen (Erythrozyten), den weißen Blutkörperchen (Leukozyten) sowie den Blutplättchen (Thrombozyten) zusammen. Der "Hämoglobin- oder Hb-Wert" ist eine zusätzliche Zusammenfassung des Erythrozytengehalts im Blut. Infektionen können sich durch einen Anstieg oder Abfall der Leukozytenzahl im Blut ankündigen. Auch Medikamentennebenwirkungen können die Konzentration von Erythrozyten, Leukozyten und Thrombozyten im Blut deutlich verändern. Ein zu niedriger Hb-Wert im Blut kann Folge eines gut behandelbaren Eisen- oder Vitaminmangels sein. Nicht zuletzt könenn Blutbildveränderungen nach Lebertransplantation auch Hinweis auf eine Abstoßungsreaktion sein. Sie sollten daher in jedem Fall sehr ernst genommen und mit dem betreuendem Arzt besprochen werden.
Medikamentenspiegel
Wichtig: Der innerhalb des Referenzspiegels angestrebte Medikamentenspiegel ist individuell festzulegen.
Leberwerte (Messtemperatur 37°C)
Nierenwerte
Blutzucker
Blutbild
Sonstige Werte
Dr. med. Lukas Schwake
Innere Medizin IV, Universitätsklinikum Heidelberg
Mehr Infos im Netz! Mehr über Blutwerte im Internet:
* Netdoktor.de hat Erklärungen, was die verschiedenen Blutwerte bedeuten und wo die Normalwerte liegen.
* Sollten Sie bei Netdoktor nichts zu einem bestimmten Blutwert finden, dann sicher beim Labor Arndt. Allerdings sind die Erklärungen hier leider nur stichwortartig und mit vielen Fachausdrücken.
Lebertransplantierte Deutschland e.V.
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