Grundlagen der Leberfunktion

Die Leber ist das wichtigste Organ für den Abbau stoffwechseleigener und stoffwechselfremder Substanzen. Daneben nimmt sie zentrale Aufgaben im Rahmen der Aufnahme und Verwertung von Nahrungsbestandteilen ein, sorgt für die Bereitstellung lebenswichtiger Eiweißstoffe und greift regulierend in das Immunsystem und die Hormone ein.

Um diese vielfältigen Aufgaben zu übernehmen, nimmt die Leber eine zentrale Stellung im Körper ein. Obwohl nur etwa 1500- 2000g schwer, wird die Leber von 28 % des Blutflusses durchströmt und verbraucht etwa 20 % des gesamten Körpersauerstoffes. Den Blutzustrom erhält sie einerseits von den Blutgefäßen, die nährstoffreiches Blut vom Darm transportieren, wodurch die Nahrungsbestandteile sofort weiterverarbeitet werden können. Zum anderen erhält sie sauerstoffreiches Blut aus den Arterien des großen Kreislaufs. Nach dem Durchströmen der Leber gelangt das Blut bei der zuführender Systeme zurück in den großen Kreislauf, von wo es über das Herz verteilt wird. Die von der Leber produzierte Gallenflüssigkeit gelangt über das Gallengangsystem in den Darm. Auf diese Weise werden einerseits Abbauprodukte und Giftstoffe in den Darm abgeleitet und zum anderen die Verdauung unterstützt.

Abbau und Ausscheidung von Stoffen

Die Leber verfügt über Möglichkeiten, Fremdstoffe im Körper abzubauen oder in ungiftige Substanzen umzubauen. Sie vermag nicht- wasserlösliche Stoffe in eine wasserlösliche Form umzuwandeln. Diese können dann entweder über die Galle, oder über die Nieren ausgeschieden werden. Als Beispiel sei hier der Abbau des roten Blutfarbstoffes genannt, der von der Leber in Bilirubin abgebaut, über das Gallengangsystem in den Darm geleitet und nachfolgend mit dem Stuhl ausgeschieden wird. Der Ausfall dieser Leberfunktion äußert sich daher mit dem Rückstau des Bilirubins in den Körper, was an einer Gelbfärbung der Haut und der Augen sichtbar wird.

Produktion lebenswichtiger Eiweißstoffe

Die Leber stellt dem Körper eine Fülle von Eiweißstoffen zur Verfügung, ohne die der Organismus nicht lebensfähig ist, dazu zählen z.B. das Albumin, dessen wasserbindende Eigenschaft das Blut in den Gefäßen hält. Albumin ist zudem ein sehr wichtiges Transportprotein, mit dem Substanzen von einem Ort des Körpers zu einem anderen transportiert werden können. Daneben werden eine Reihe von spezifischen Transportproteinen produziert, die z.B. Hormone zu den Zielzellen im Körper tragen. Weiterhin werden eine Reihe von Blutgerinnungsfaktoren gebildet, ohne die eine Blutstillung nicht möglich ist.

Verwertung von Nahrungsbestandteilen

Die Leber ist ganz eng in die Regulation des Glucose- , Fett- und Eiweißstoff-wechsels eingebunden. Für das Funktionieren des Organismus ist eine Regelung des Blutzuckers (Glucose) unabdingbar. Die Leber nimmt die Glucose aus dem Darmvenenblut auf und sorgt für eine geregelte Abgabe an den restlichen Körper. Die Leber kann überschüssige Glucose speichern und bei Bedarf abgeben. Im Zustand des Hungerns vermag sie Glucose aus anderen Nahrungsbestandteilen selbst herzustellen. Durch den zusätzlichen Eingriff in die Hormonsysteme, die den Blutzucker steuern (z.B. Insulin) vermag sie den Blutzuckerspiegel unabhängig von der Nahrungszufuhr konstant zu halten. Die Eiweißbestandteile im Darmvenenblut dienen der Herstellung verschiedener Eiweißkörper, ebenso wie den Grundgerüsten für Hormone oder dem roten Blutfarbstoff. Eine weitere wichtige Energiequelle für den Körper sind die Fette. Die Leber gewinnt aus diesen Fetten Energie, wandelt sie in Speicherfett um und produziert aus diesen Fetten Grundgerüste, die dann wiederum für die Herstellung von Cholesterin, Hormon- und Gallensäuren vonnöten sind.

Die Leber als Drüse

Die Leber ist die größte Verdauungs-drüse. Sie produziert pro Tag etwa 600 ml Gallesaft. Durch den Gallesaft können einerseits Fremdstoffe oder Abbauprodukte des Organismus in den Darm geleitet werden, zum anderen fördern die im Gallesaft enthaltenen Gallesäuren die Verdauung und Aufnahme von Fetten aus der Nahrung.

Die Leber kann eine Reihe von Hormonen selbst bilden. Daneben ist sie jedoch auch in die Aktivierung von Hormonen eingeschaltet, wie z.B. Vitamin D oder den Schilddrüsenhormonen. Auf der anderen Seite steuert sie jedoch auch durch den Abbau von Hormonen den Organismus, wie z.B. der Sexualhormone, des Insulins, oder des Wachstumshormon.

Weitere Aufgaben der Leber

Die Leber ist ein wichtiger Vitamin-speicher und ermöglicht durch gezielte Bereitstellung von Vitamin transpor-tierenden Hormonen deren Verteilung. Lebens-wichtige Spuren-elemente, wie Eisen, Kupfer, Zink und Mangan werden ebenfalls in der Leber vorgehalten und bei Bedarf durch entsprechende Transportproteine in den Körper entlassen.

Als immunologisch aktives Organ verfügt die Leber über eine Reihe von Abwehrmechanismen gegen Viren und Bakterien, die sie entweder vom Darm oder über den großen Kreislauf erreichen. Aber auch die Erkennung und Elimination von Tumorzellen gehört zu ihren Aufgaben.

Zusammenfassung

Viele dieser Funktionen werden innerhalb des Körpers lediglich von der Leber wahrgenommen. Insofern ist ein Leben ohne Leber nur für wenige Stunden möglich. Aufgrund der zentralen Bedeutung des Organs ist die Leber jedoch üppig dimensioniert, so dass etwa ein Drittel der Lebermasse ausreichend sein kann, um alle diese Funktionen noch zu erfüllen.


Prof. Dr. T. Goeser, Universität Köln

Kontakt

Lebertransplantierte Deutschland e.V.
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E-Mail: geschaeftsstelle(at)lebertransplantation.de

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