Am 2. Juni 2025 durfte ich als Vertreterin der Patientenverbände an der feierlichen Ehrung dreier Krankenhäuser aus Thüringen, Sachsen und Sachsen-Anhalt im Festsaal Palas der Wartburg in Eisenach teilnehmen. Die Veranstaltung wurde von der Deutschen Stiftung Organtransplantation (DSO) und dem Thüringer Ministerium für Arbeit, Gesundheit, Soziales, Frauen und Familie organisiert.
Im Mittelpunkt der jährlichen Veranstaltung stand die Würdigung einzelner Krankenhäuser, die durch ein besonderes Engagement für die Organspende hervortreten.
Der feierliche Höhepunkt war die Urkundenverleihung, bei der jedes Krankenhaus für seine Verdienste ausgezeichnet wurde: KMG Krankenhaus Sömmerda in Thüringen, Klinikum Chemnitz in Sachsen, das Altmark-Klinikum im Norden Sachsen-Anhalts.
Die Entscheidung für eine Organspende ist für Angehörige schwer, weil sie diese in einem Moment treffen sollen, in dem sie einen geliebten Menschen verloren haben, sie gleichzeitig jedoch auch anderes Leben retten können. In dieser Situation braucht es medizinische Kompetenz, Aufklärung und vor allem sensible verständnisvolle Begleitung. Und natürlich, dass Kliniken – Kollegen wie Vorgesetzte - ihren Mitarbeitern hierfür Raum und Zeit einrichten und sie dabei unterstützen, sich zum Thema aus- und weiterzubilden. Das hilf gezielt, die postmortale Spendensituation in Deutschland zu verbessern.
Für diesen besonderen Einsatz wurden alle drei Krankenhäuser geehrt durch die Ministerinnen Katharina Schenk (Thüringer Ministerin für Soziales, Gesundheit, Arbeit und Familie), Petra Köpping (Sächsische Staatsministerin für Soziales, Gesundheit und gesellschaftlichen Zusammenhalt) und Petra Grimm-Benne (Ministerin für Arbeit, Soziales, Gesundheit und Gleichstellung Sachsen-Anhalt) sowie Dr. med. Felix Pfeifer (Geschäftsführender Arzt der DSO-Region Ost). Ebenso der Bundesvorstand der DSO und das Transplantationszentrum der Uniklinik Jena waren anwesend.
Die drei ausgezeichneten Kliniken stellten sich in einer kurzen Präsentation vor, in der es auch kritische Anmerkungen zu bestehenden Maßnahmen, die Spendensituation in Deutschland zu verbessern, gab. Beispielsweise benannten sie die Diskrepanz zwischen Umfrageergebnissen in der Bevölkerung, nach denen die Zustimmung für Organspende bei etwa 70% liege, welche sich jedoch nicht in den Zahlen an ausgefüllten Spenderausweisen oder im Organspende-Register widerspiegelt. Sie bezeichneten das Register nach aktuellem Stand als nicht zielführend hinsichtlich der Eintragungen und es scheint nicht möglich, darüber einen passenden Match zu finden.
Den Festvortrag hielt Prof. Dr. mult. Eckhard Nagel, Ordinarius für Medizinmanagement und Gesundheitswissenschaften der Rechts- und Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät der Universität Bayreuth und Schirmherr des Lebertransplantierten Deutschland e.V. In seinem Vortrag beleuchtete Prof. Nagel einmal mehr die gesellschaftliche Verantwortung zum Thema Organspende und die Frage für alle Beteiligten: Ist mir das zu nah? Möchte ich darüber sprechen?
Die Entscheidung für die Organspende ist aus seiner Sicht ein Akt der Nächstenliebe und thematisiert die Liebe in und für unser Leben. Sie kann eine Überlegung und Entscheidung jedes einzelnen sein, was er sich im Ernstfall für sich wünscht und ob er zum System gehören möchte und daraus folgend, welcher Input dafür notwendig ist.
Rückblickend berichtete er von der Idee in der Vergangenheit, Incentives für eine Entscheidung pro Organspende zu setzen, basierend auf dem Glauben an die Vernunft und dass dies die einzig mögliche logische Entscheidung sei. Diese Idee hat sich nicht bestätigt. Die spezielle Entscheidung für oder gegen eine Organspende erweist sich als sehr emotional besetzt und kann nicht nur über die Vernunft erklärt werden. Die Idee der Belohnung ist zu Recht als falsch erkannt worden, weil sich zudem bei uns Menschen ein Störempfinden einstellt bei der Vorstellung, unser Leben sei käuflich.
Abschließend stellte er fest, dass sich die Entscheidungslösung als nicht erfolgreich erwiesen hat. Ebenso wie die Repräsentanten der Kliniken sieht er eine gute Möglichkeit in der Widerspruchslösung, das Thema Organspende positiv zu besetzen und voranzubringen, weil sie stärker darauf drängt, dass jeder eine Entscheidung für sich trifft – dafür oder dagegen. Es ist auch okay, nein zu sagen.
Egal wie die Entscheidung ausfällt, seriöse Aufklärung und Information bleiben hierfür unerlässlich.
Die Veranstaltung wurde durch einen besonderen kulturellen Programmpunkt ergänzt: Ein Rundgang durch die Wartburg führte die Gäste in die berühmte Luther-Stube, in der Martin Luther die Bibel ins Deutsche übersetzte. Diese historische Stätte erinnerte daran, welche kulturelle und gesellschaftliche Bedeutung die Wartburg für Deutschland hat. Als Location bot sie einen perfekten Rahmen für das Thema der Veranstaltung.
Neben der offiziellen Ehrung gab es ebenso Gelegenheit zum fachlichen Austausch und zur Vernetzung zwischen den anwesenden Akteuren des Gesundheitswesens. Die Krankenhausehrung auf der Wartburg war somit nicht nur eine Würdigung herausragender medizinischer Leistungen, sondern auch ein inspirierendes Forum zur Stärkung des Engagements für die Organspende. Musikalische Zwischenspiele mit Werken von Richard Wagner und Gerald Marks verliehen der Veranstaltung eine festliche und zugleich emotionale Note.
Text und Bilder: Christine Wehling
Lebertransplantierte Deutschland e.V.
Montag - Freitag 9:00 bis 13:00 Uhr
Telefon: 02302/1798991
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