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Aus ganz Deutschland und sogar aus Frankreich sind am 19.8. über 140 Mitglieder und Gäste zum besonderen Geburtstag von Lebertransplantierte Deutschland e.V. nach Mainz angereist.

 

Und das obwohl gerade an diesem Festtag besonders heiße Sommertemperaturen herrschten. Der Aufbau und der letzte Feinschliff vor Ort hat dadurch die Organisator:innen und Helfer:innen besonders gefordert. Glücklicherweise fand die Veranstaltung selbst im gut klimatisierten Raum statt.

Freunde wieder persönlich sehen, alte Bekannte wiedertreffen, neue Kontakte knüpfen, miteinander ins Gespräch kommen und Interessantes, Emotionales sehen und hören. Das konnten die Gäste bei guter Verpflegung in den schönen Räumen des Erbacher Hofes in Mainz erleben.

Schon im Eingangsbereich wurden die Gäste von beeindruckenden Bildern empfangen, die von neun Mitgliedern für den speziell zum Jubiläum ausgeschriebenen Kreativwettbewerb angefertigt worden waren. Von Collagen über Grafischem bis zur Malerei war alles dabei.

Gerd Böckmann, Vorsitzender von LD e.V. begrüßte die Mitglieder, Gäste und Referenten und nahm uns mit in die Bedeutung und Aufgaben des Vereins in den letzten 30 Jahren und wies auch auf den nach wie vor bestehenden Organmangel hin. 

Dass die ehrenamtliche Arbeit vor Ort und bundesweit über die Verbandsgrenzen geschätzt wird, zeigte, dass Bundesgesundheitsminister Prof. Karl Lauterbach die Schirmherrschaft für diese Veranstaltung übernommen hatte und hochrangige Grußwortredner und Referenten zugesagt hatten. Grußworte sprachen Prof. Hauke Lang, Leiter der Klinik für allgemeine, Viszeral und Transplantationschirurgie, Universitätsmedizin Mainz, Dr. Axel Rahmel, medizinscher Vorstand der Deutschen Stiftung Organtransplantation und Prof. Utz Settmacher, Präsident der Deutschen Transplantationsgesellschaft (DTG) und Leiter der Transplantationschirurgie am Universitätsklinikum Jena. Wir erhielten Glückwünsche und Anerkennung seitens der Redner, erfuhren aber auch Neues zu aktuellen Entwicklungen aus den Fachgebieten und zu den Sichtweisen der Redner.

Eine überraschende Videobotschaft zum Jubiläum erreichte uns aus Leipzig. Gratulation und Anerkennung kamen von Prof. Dr. Daniel Seehofer, Leiter der hepatobiliären und Transplantationschirurgie sowie von der leitenden Transplantationsbeauftragten Dr. med. Svitlana Ziganshyna.

Prof. em. Dr. med. Gerd Otto, unser Ehrenmitglied und Transplantationschirurg bis 1997 in Heidelberg, danach noch viele Jahre in Mainz nahm uns mit seinem Vortrag in das Thema Evidenzbasierte Transplantationsmedizin mit und zeigte hier auf welche Bedeutung breit angelegte Studien für adäquate Richtlinien und Leitlinien für die Entscheidungen der Ärzte und letztendlich für die Patienten haben.

Ein Höhepunkt des Vormittags stellte die Überreichung des Jutta-Vierneusel-Preises 2023 dar. Der Preis ist nach der Gründerin des Verbands Jutta Vierneusel genannt, die leider im Jahr 2016 verstorben ist. Er wird von LD e.V. anlassbezogen an Menschen vergeben, die sich in besonderem Maße für Transplantationspatient:innen einsetzen und mit unserem Verband zusammenarbeiten.

Im Rahmen der Jubiläumsveranstaltung wurde er an Herrn Prof. Dr. Gerd Otto durch das Gründungsmitglied Jürgen Scheurer und seine Frau Lioba überreicht. Die Laudation hielt Jutta Riemer. Sie wies darauf hin, dass Prof. Gerd Otto wesentlich an der Gründung der Selbsthilfegruppe beteiligt war, aus der dann unser Bundesverband entstanden ist, und hob hervor, dass der Geehrte in seinem ganzen Berufsleben und darüber hinaus ein facettenreiches Engagement für die Patienten und die Transplantationsmedizin gezeigt hat. Exzellente Chirurgie, Engagement in Gremien und aufwändige Prüftätigkeit in der Bundesärztekammer und immer wieder auch die Unterstützung für unseren Verband z.B. durch fachliche Beratung und Beiträge für unsere Lebenslinien. Wir gratulieren Herrn Prof. Dr. Otto sehr herzlich zu diesem Preis.

Prof. Dr. mult. Eckhard Nagel, Schirmherr von LD e.V., Transplantationsmediziner, Philosoph und Gesundheitsökonom beeindruckte durch seinen Festvortrag zum Thema: Entwicklung der Transplantationsmedizin als Spiegel der demokratischen Gesellschaft.

Prof. Nagel beleuchtete die Transplantationsmedizin unter Aspekten der Gesundheit und der Gerechtigkeit, der Solidarität, des Altruismus, der Fairness und Selbstverantwortung jedes einzelnen Bürgers. Er betonte die Wichtigkeit guter Information und dem Begegnen von Desinformationen und Ängsten rund um das Thema Organspende. Er brachte den Zuhörern auch den Zusammenhang zu christlichen Werten näher und zitierte hierbei die Worte der Spanischen Bischofskonferenz 1984: „Die Organspende ist der sichtbare Beweis, dass der menschliche Körper sterben, dass aber die Liebe, die ihn hält, niemals sterben kann.“

Im letzten Teil der Veranstaltung kamen Betroffene zu Wort. Jutta Riemer moderierte eine Gesprächsrunde mit Mitgliedern. Josef Theiss berichtete über die langjährige Tätigkeit im Verband und seine Erkrankung bis hin zur Transplantation. Mariele Höhn erzählte, wie sie als junge Mutter die rettende Transplantation erhalten durfte und weshalb sie sich seither ehrenamtlich für die Organspende und Mitpatienten einsetzt. Inge Nussbaum wurde von einem Ansprechpartner unseres Vereins damals im Krankenhaus besucht. Diese hilfreichen Gespräche waren Anlass sich dann selbst zu engagieren, als es ihr besser ging. Timo Rückauer, Vater eines 9jährigen Jungen mit drei Transplantationen ein schwieriges Schicksal erlebt. Er ist erst vor Kurzem zum Verband gekommen und betreut die sozialen Medien und trifft eine klare Aussage zur Organspende: „Organspende rettet Papas“.

Im abschließenden Zwiegespräch führten Gabriele Schweigler vom Netzwerk Spenderfamilien und unsere Ansprechpartnerin aus Jena Christine Wehling allen Zuhörern durch ein „Fußballspiel“ vor Augen, wie das Schicksal von Organspendern, deren Angehörigen und den auf ein Spenderorgan wartenden Menschen eng verknüpft sind. Im Wechselspiel ließen uns die beiden „Spielerinnen“ an ihren Schicksalen des Verlustes bis zur Zustimmung zur Organspende und andererseits am Warten auf das Spenderorgan bis zur Transplantation teilhaben.

Unser Gast aus Frankreich Herr Eric Buleux-Osmann, Präsident des Verbandes der Lebertransplantierten in Frankreich, sprach ein spontanes Grußwort und regte einen vermehrten Austausch und Zusammenarbeit auf europäischer Ebene an.

Nach diesem berührenden Beitrag sprach Gerd Böckmann die Schlussworte und gab bekannt, welche der ausgestellten Arbeiten dem Publikum am besten gefallen hatten. Das Netzwerk Spenderfamilien erreichte mit „Schön, dass es Euch gibt“ den Platz 3, Sivia Baumgärtler mit „Hoffnung der Wartenden“ Platz 2. Die meisten Punkte vergaben die Gäste an Anne Höhns Arbeit „Hoffnung auf eine Organspende“ Die drei Gewinner erhielten Büchergutscheine als Anerkennung. Alle Teilnehmer erhielten einen Thermokaffeebecher mit unserem Logo als Erinnerung an diese schöne Ausstellung.

Gundolf Belz, lebertransplantiertes Mitglied unseres Verbands, und seine Frau Heidi boten mit Gitarre und Gesang vier Musikstücke dar. Wir durften natürlich auch den Titel „Neu, neu, neu geboren“ hören, der, wie Gundolf anmerkte, ja fast schon so etwas wie die „Vereinshymne“ geworden ist.

Insgesamt durften wir ein gelungenes, facettenreiches Fest erleben. Es wird sicher ein guter Ansporn für alle Aktiven sein in weitere Jahre der ehrenamtlichen Arbeit für Betroffene und für die Organspende zu starten. Wir wünschen uns für die nächsten Jahre stets ausreichend Menschen, die ehrenamtlich aktiv sein mögen und viele langjährige, treue, aber ebenso auch neue Mitglieder, die den Verein tragen und von ihm profitieren. So wird es uns gelingen auch weiterhin unsere Aufgaben und Ziele für die Lebertransplantationspatientinnen und -patienten sowie deren Angehörige fortzuführen.

Jutta Riemer


Kontakt

Lebertransplantierte Deutschland e.V.
Montag - Donnerstag 10:00 bis 15:00 Uhr 

Telefon: 02302/1798991
Fax: 02302/1798992

E-Mail: geschaeftsstelle(at)lebertransplantation.de

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