Treffen der Kontaktgruppe Mainz am 25.11.2022 in der Apotheke der Unimedizin Mainz

Nach langer Pause, bedingt durch Corona, traf sich die Kontaktgruppe Mainz, am 25.11.22, in der Apotheke der Mainzer Unimedizin.
Alle Teilnehmer freuten sich wieder sehr auf persönliche Begegnungen und sich auszutauschen.
Nach einer kurzen Vorstellungsrunde, referierte Frau Prof. Dr. Irene Krämer, Leiterin der Apotheke, zunächst über das Thema „Pharmazeutische Dienstleistung für Organtransplantierte“.
Versicherte haben eigentlich seit Anfang 2022 Anspruch auf neue pharmazeutische Dienstleistungen. So hatte es der Gesetzgeber im Vor-Ort- Apotheken-Stärkungsgesetz festgeschrieben. Doch der Deutsche Apothekenverband und der GKV- Spitzenverband konnten sich zu den Inhalten lange nicht einige. Jetzt hat die Schiedsstelle dann 5 Leistungen festgelegt, u.a. „Pharmazeutische Betreuung von Patienten nach Organtransplantation“.
Anspruch auf diese Dienstleistungen haben Patienten, die aufgrund einer Organtransplantation neue Medikamente verschrieben bekommen haben, die die körpereigene Abstoßreaktion hemmen.
Diese Beratungen dürfen nur Apotheker durchführen mit einer Zusatzqualifikation.
Die „Pharmazeutische Betreuung von Organtransplantierten“ zielt darauf ab, die Arzneimitteltherapiesicherheit (AMTS) bei Organtransplantierten zu verbessern. Potenzielle arzneimittelbezogene Probleme (ABP) sollen erkannt und gelöst bzw. verhindert werden. Auch die Therapietreue wird damit gefördert.

Inhalte der Apothekerfortbildung
Pharmazeutische Betreuung von Organtransplantierten (mindestens 3 Fortbildungsstunden
)

Die Teilnehmenden üben in Kleingruppen à maximal fünf Personen anhand von Fallbeispielen die erweiterte Medikationsberatung und das semistrukturierte Folgegespräch unter Berücksichtigung der Besonderheiten der immunsuppressiven Therapie nach Organtransplantation. Schwerpunkte sind:

  • Pharmazeutische AMTS-Prüfung, insbesondere
  • Erkennung arzneimittelbezogener Probleme, insbesondere
  • UAW
  • Interaktionen
  • Probleme bei der Anwendung
  • mangelnde Therapietreue
  • Lösung arzneimittelbezogener Probleme › Spezifische Maßnahmen zur Förderung der Therapietreue (Adhärenz)

Nach Abschluss der Fortbildung können Apotheker*innen

  • den wesentlichen Aufbau und die Organisation des Organspendewesens sowie des Transplantationswesens in Deutschland und der Europäischen Union beschreiben,
  • die immunologischen Mechanismen der Transplantatabstoßung beschreiben,
  • erklären, über welche pharmakologischen Zielstrukturen und Wirkmechanismen die am häufigsten angewandten Immunsuppressiva die Transplantatabstoßung verhindern,
  • die wichtigsten unerwünschten Arzneimittelwirkungen im Rahmen der immunsuppressiven Pharmakotherapie nach Organtransplantation sowie Maßnahmen zu deren Vorbeugung benennen,
  • die wichtigsten Interaktionen im Rahmen einer immunsuppressiven Pharmakotherapie nach Organtransplantation benennen,
  • die pharmazeutische AMTS-Prüfung durchführen, arzneimittelbezogene Probleme erkennen und lösen,
  • Komorbiditäten (Komorbidität heißt allgemein, dass zusammen mit einer Grunderkrankung gleichzeitig eine oder mehrere weitere Krankheiten vorliegen) benennen, die infolge der Organtransplantation und/oder der immunsuppressiven Therapie auftreten können,
  • Maßnahmen zur Förderung der Therapietreue einleiten und 
  • die erweiterte Medikationsberatung inklusive eines semistrukturierten Folgegesprächs unter Berücksichtigung der Besonderheiten der immunsuppressiven Therapie nach Organtransplantation durchführen.

Anschließend stellte Frau Prof. Krämer noch den Medikationsplan vor.

Jeder Patient, der mindestens 3, zulasten, der Krankenkassen verordnete Medikamente einnehmen muss, hat Anspruch auf diesen Medikationsplan. Die Anwendung muss dauerhaft – für mindestens 28 Tage – vorgesehen sein. Zudem muss der Medikationsplan auf der elektronischen Gesundheitskarte gespeichert werden, wenn der Patient dies wünscht und er Zugriff auf die Daten gewährt. Die elektronische Speicherung der Medikationsdaten ist für den Versicherten freiwillig – Anspruch auf die Papierversion hat er weiterhin.

Diesen Plan gibt es beim Hausarzt.

Noch mehr Infos gibt es auf der Internetseite: Medikationsplan_Flyer2021_RZ.indd (kbv.de)

Zum Schluss referierte Frau Alina Walter, auch Apothekerin, kurz über ihre Doktorarbeit zum Thema „Verbesserung der Arzneimittel – Adhärenz bei organtransplantierten Patienten durch klinisch-pharmazeutische Betreuung“.
Darüber wird sie uns demnächst ausgiebig berichten.

Quellen: Vortrag Frau Prof. Irene Krämer, Unimedizin Mainz

Fotos: Lovelace Aryeequaye, Mariele Höhn
Text: Mariele Höhn

Beispiel für Medikationsplan

Beispiel für Medikationsplan

Kontakt

Lebertransplantierte Deutschland e.V.
Montag - Donnerstag 10:00 bis 15:00 Uhr 

Telefon: 02302/1798991
Fax: 02302/1798992

E-Mail: geschaeftsstelle(at)lebertransplantation.de

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