Arzt-Patienten-Seminar Heidelberg

Der Einladung zu einer gemeinsamen Arzt-Patientenveranstaltung des Leber-Transplantationszentrums Heidelberg und Lebertransplantierte Deutschland e.V. (LD e.V.) waren über 120 Lebertransplantierte, Wartelistenpatienten und Angehörige gefolgt. Aber auch Mitarbeiter der Klinik waren mit dabei.
Prof. Dr. Karl-Heinz Weiss, Innere Medizin, PD Dr. Arianeb Mehrabi , Chirurgie, sowie Andrea Sebastian, Vorstandsmitglied LD e.V. und Ansprechpartnerin für Heidelberg begrüßten die Teilnehmer. Ein besonderer Programmpunkt war die musikalische Einleitung in den Tag und später auch nochmals in den Nachmittag durch das Ehepaar Belz, die uns mit Gitarrenklängen und Gesang erfreut haben. Gundolf Belz ist Mitglied bei LD e.V. und ebenfalls lebertransplantiert. Wolfgang Weber, Ansprechpartner für Heidelberg, beantwortete am gut bestückten Informationstisch für viele Fragen der Besucher.
PD Dr. Mehrabi, Chirurgische Klinik, informierte zunächst über die Situation der Lebertransplantation in Heidelberg und zeigte die Entwicklung der letzten Jahre auf. Vor 30 Jahren -1987 – hatte in Heidelberg die erste Lebertransplantation stattgefunden, 10 Jahre später die erste Leberteillebendspende. Im Laufe der Zeit hat sich die OP-Technik verfeinert und es kommt deshalb zu weniger Folgekomplikationen. Auch die Fortschritte der Medizin- und OP-Technik haben dazu geführt, dass weniger Blutkonserven benötigt werden. Durch „verschweißen“ der kleinen Blutgefäße durch spezielle Geräte kommt es z.B. zu geringerem Blutverlust, so dass kein, den Kreislauf des Patienten belastender, veno-venöser Shunt mehr benötigt wird. Die Anzahl der aktiv gelisteten Patienten ist in den letzten Jahren zurückgegangen, Heidelberg kann aber mit guten 1-Jahres-Überlebensraten von 90% aufweisen.
In einem weiteren Vortrag beschäftigte Mehrabi sich mit Chirurgischen Eingriffen nach der Ltx und stellte die häufigsten, notwendigen Eingriffe vor. Er erläuterte, was bei Gallengangsleckagen, –Verengungen (Stenosen), Thrombosen oder Verengungen der Leberarterie, Blutungen, Hämatomen oder Abszessen zu tun ist. Er stellte auch jeweils die möglichen Maßnahmen vor, die angewandt werden, bevor man sich für einen chirurgischen Eingriff entscheidet. Bei Unterbauchschmerzen soll sich der transplantierte Patient beim Arzt vorstellen. Denn nicht ungefährlich sind Darmdivertikel, die sich entzünden (Divertikulitis) und so sogar zur Darmperforation führen können, was bedeutet, dass sich Darminhalt in den Bauchraum eindringen kann. Hier ist eine rechtzeitige OP angesagt, denn diese Situation kann lebensgefährlich sein und muss vermieden werden. Alle den Bauchraum betreffenden Eingriffe sollten immer im Ltx-Zentrum operiert werden. Durch ein interdisziplinäres Team mit einem Transplantationschirurgen können die Operationen sicher durchgeführt werden. Bei anderen OPs empfiehlt sich zumindest dringend die Rücksprache mit dem Zentrum. Denn es muss immer der richtige Umgang mit der immunsupperssiven Therapie gewährleitet sein und man muss bedenken, dass bei Transplantierten das Risiko für Infektionen nach der OP erhöht ist, die Wundheilung verlängert sein kann und OPs die Funktionsfähigkeit des transplantierten Organes beeinflussen kann.
Zum Thema Virusinfektionen mit Hepatitis B und C-Viren vor und nach der Ltx referierte Prof. Dr. Karl-Heinz Weiss (Medizinische Klinik, Hepatologie) nach der Mittagspause. Hepatitis B. Deutschland gehört mit einer Infektionsrate von unter 2% nicht zu den Hochrisikoländern, ist aber durchaus ein relevantes Thema. Von den Infizierten können ca. 5-10% das Virus nicht selbst eliminieren und von diesen entwickeln ca. 30% eine chronische Leberentzündung. Davon bilden ca. 20% eine Leberzirrhose aus –immer mit der erhöhten Gefahr eines Leberkrebses einhergehend. Zur Therapie stehen gut wirksame Nukleotid / Nukleosid-Analoga und Virus –Antikörperprodukte zur Verfügung. Mit Blick auf die Senkung des Risikos einer Leberkrebs (HCC)–Entstehung muss darauf geachtet werden, dass die Viruslast unter 10.000 copies/ml (2.000 U/ml gehalten wird. Hepatitis B-Patienten benötigen eine Dauertherapie/-überwachung. Wichtig war der Hinweis für die Patienten an eine Impfung gegen Hepatitis A und B zu denken. Bei Nichtansprechen soll der Impfstoff gewechselt, die Abstände verkürzt und mehrfach wiedeholt werden.
Im Gegensatz zur Hepatitis B gibt es gegen das Hepatitis C-Virus keine Impfung. Der chronischen Hepatitis C- Infektion war in den letzten Jahrzehnten therapeutisch nur unzulänglich zu begegnen. Das Ansprechen auf die Interferon / Ribavirintherapie war eher schlecht, je nach Genotyp sehr schlecht und die Therapie selbst sehr belastend. Nach einer Lebertransplantation kam es bei 100% zur Reinfektion und nach einigen Jahren oder auch sehr rasch wieder zur Zerstörung der Leber.
Die gute Botschaft ist, dass heutzutage nahezu alle Patienten vor und nach Ltx durch neue, direkt antivirale Medikamente virusfrei werden können. Optimal ist es, wenn die chronische Infektion früh erkannt wird, so dass noch keine schweren Leberschäden vorliegen und eine Zirrhose oder HCC-Entstehung vermieden werden kann. Schon jetzt ist spürbar, dass die Anmeldungen für die Warteliste wegen Hepatitis C bedingter Zirrhose rückläufig sind.
PD Dr. Lars Kihm, (Medizinische Klinik,Endokrinologie) referierte über Entstehung, Diagnostik und Therapie der Osteoporose bei transplantierten Patienten. Er appellierte an die Wartelistenpatienten ihren Knochenstatus auch schon vor der Ltx feststellen lassen. Regelmäßige Feststellung des Knochenstatus – möglichst immer mit demselben DXA-Gerät - sollte für jeden Transplantierten Pflicht sein. Nähere Informationen finden Sie in einem separaten Artikel in den Lebenslinien zu diesem Thema.
Jutta Riemer wies darauf hin, dass vor 25 Jahren die ersten Planungen für eine Selbsthilfegruppe für Lebertransplantierte stattgefunden haben, die dann 1983 zur Gründung des Vereins, damals Selbsthilfegruppe Lebertransplantierte Heidelberg e.V. geführt haben. Sie berichtete über einen Jubiläumsausflug zur Burg Guttenberg und die Entwicklung des Verbandes von der örtlichen Gruppe zum bundesweiten Verband mit 1450 Mitgliedern.

Jutta Riemer
Fotos: Josef Theiss

Begrüßung durch Andrea Sebastian

Begrüßung durch Andrea Sebastian

Prof. Dr. Weiss / Innere Medizin

Prof. Dr. Weiss / Innere Medizin

PD Dr. Mehrabi / Chirurgie

PD Dr. Mehrabi / Chirurgie

Musikalische Einlage von Ehepaar Belz

Musikalische Einlage von Ehepaar Belz

Infostand

Infostand

Im Hösaal der Med. Klinik

Im Hösaal der Med. Klinik

Im Vorraum während der Pause

Im Vorraum während der Pause

Referenten (Mehrabi, Kihm u. Weiss)

Referenten (Mehrabi, Kihm u. Weiss)

Referenten (Weiss, Kihm u. Mehrabi)

Referenten (Weiss, Kihm u. Mehrabi)

PD Dr. Kihm / Innere Medizin

PD Dr. Kihm / Innere Medizin

Dank von Jutta Riemer an PD Dr. Kihm

Dank von Jutta Riemer an PD Dr. Kihm

Abschussbild der Referenten

Abschussbild der Referenten

Kontakt

Lebertransplantierte Deutschland e.V.
Montag - Donnerstag 10:00 bis 15:00 Uhr 

Telefon: 02302/1798991
Fax: 02302/1798992

E-Mail: geschaeftsstelle(at)lebertransplantation.de

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