Leberzellkrebs (HCC)

Entstehung und Häufigkeit

Seit der Mitte der Achtziger Jahre nimmt in Deutschland die Sterblichkeit am Leberzellkrebs, dem sogenannten hepatozellulären Karzinom, zu. So macht das Hepatozelluläre Karzinom etwa 2, 6 (Westdeutschland) bis 2, 8 % (Ostdeutschland) aller Tumorerkrankungen bei Männern und etwa 1, 6 (Westdeutschland) bis 2, 4% (Ostdeutschland) aller Tumorerkrankungen bei Frauen aus. In einigen asiatischen und nordafrikanischen Ländern ist der Leberzellkrebs noch wesentlich häufiger.

Ungefähr 80% aller hepatozellulären Karzinome (HCC) entstehen auf dem Boden einer Leberzirrhose. Dabei schwankt die Häufigkeit für das Auftreten eines Leberzellkrebses mit der Ursache der Leberzirrhose (1- 6 % pro Jahr). Patienten mit einer chronischen Hepatitis B oder Hepatitis C Virusinfektion haben ein sehr hohes Risiko an einem hepatozellulären Karzinom zu erkranken. So erkranken pro Jahr durchschnittlich 0, 5% aller Patienten mit chronischer Hepatitis B an Leberzellkrebs. Bei alkoholischer Leberzirrhose und Leberzirrhose aufgrund einer sogenannten Hämochromatose (Eisenspeicherkrankheit) ist das Risiko an einem Leberzellkrebs zu erkranken ebenfalls erhöht. Patienten mit Zirrhose auf dem Boden einer sogenannten Autoimmunhepatitis [siehe Lebenslinien 2 '99 ]oder einem Morbus Wilson (Kupferspeichererkrankung) scheinen allerdings ein geringeres Leberkrebsrisiko zu haben.

Wie kann Leberzellkrebs vorgebeugt werden?

Nach Schätzungen von Epidemiologen könnten durch weltweite Impfungen gegen das Hepatitits B Virus in der Kindheit ca. 60% aller Leberzellkrebse verhindert werden. So empfiehlt die Deutsche Impfkomission inzwischen bei Kindern die Impfung gegen Hepatitis B. Bei besonderen Risikosituationen wie z. B. bei Familienangehörigen mit Hepatitis B ist sie obligat und sollte dann auch bei Erwachsenen veranlaßt werden. Es gibt inzwischen auch erste Hinweise, dass eine erfolgreiche Behandlung von Patienten mit chronischer Hepatitis B oder Hepatitis C die Wahrscheinlichkeit senkt, an einem Leberzellkrebs zu erkranken. Für Patienten mit der Eisenspeicherkrankheit Hämochromatose konnte gezeigt werden, dass eine konsequente Senkung der Körpereisenspeicher durch regelmäßige Aderläße die Häufigkeit von Lebertumoren reduziert.

Wie macht sich ein Heptozelluläres Karzinom bemerkbar und wie stellt der Arzt die Diagnose?

Tumore der Leber entstehen häufig unbemerkt. Bauchschmerzen im rechten Oberbauch oder eine bereits tastbare Raumforderung im Oberbauch sind häufig Zeichen einer bereits fortgeschrittenen Erkrankung. Da Leberzelltumore häufig in einer zirrhotischen Leber entstehen, ist die Diagnosestellung für den Arzt schwierig.

Die zirrhotische Leber selbst ist oft knotig umgewandelt, so dass Krebsknoten in der Leber leicht als Regeneratknoten verkannt werden können. Um Leberzelltumore möglichst in frühen Stadien zu erkennen wird empfohlen, dass Patienten mit einer Leberzirrhose und Patienten mit anderen Erkrankungen bei denen ein erhöhtes Leberzellkrebsrisiko besteht (z. B. chronische Hepatitis B und C, Hämochromatose) , regelmäßig Vorsorgeuntersuchnungen durchführen lassen.

Von der Deutschen Gesellschaft für Verdauungs und Stoffwechselerkrankungen wird die halbjährliche Durchführung eines Ultraschalls der Leber und die Bestimmung des sogenannten Alpha- Fetoproteins (AFP) aus dem Blut empfohlen. Allerdings finden sich nur bei 70 bis 80% aller Patienten mit Leberzellkrebs erhöhte AFP- Blutplasmakonzentrationen. Sollte sich bei der Vorsorgeuntersuchung ein auffälliger Befund ergeben, muss die Diagnose gesichert werden oder soweit wie möglich ein Leberzellkrebs ausgeschlossen werden.

Hierzu eignen sich besonders die Kernspintomographie der Leber oder das sogenannte 3- Phasen Computertomogramm. Diese Untersuchungen liefern neben weiteren Hinweisen zur Artdiagnose Informationen über Größenausdehnung Anzahl der Leberzellkrebsknoten und Blutversorgung des Tumorgewebes. In der Regel sollte unter Ultraschall- oder Computertomogrammkontrolle ein verdächtiger Leberherd punktiert werden um die Diagnose durch feingewebliche Untersuchungen bestätigen zu können.

Wie kann man Leberzellkrebs behandeln?

Wird der Leberzellkrebs nicht behandelt, so sterben die meisten Patienten innerhalb von 6 Monaten. Ein frühzeitiges Entdecken eines Leberzellkrebs ist also notwendig, um aussichtsreiche Behandlungen durchführen zu können. Die Behandlung eines Leberzellkrebses mit dem Ziel der Heilung sollte wenn möglich durch Operation und komplette Tumorentfernung erfolgen. Ob eine komplette operative Entfernung eines Leberzellkrebses möglich ist oder nicht, hängt entscheidend von der Größenausdehnung, der Anzahl der Knoten und der Lage des Tumors ab.

Häufig wird die Möglichkeit einer operativen Tumorentfernung durch Funktionsverlust der Leber als Folge der Zirrhose eingeschränkt. Bei fortgeschrittener Leberzirrhose kann daher die operative Tumorentfernung durch die zu erwartende weitere Verschlechterung der Leberfunktion nach Leberteilentfernung unmöglich sein. In ausgewählten Fällen kann dann eine Lebertransplantation zur Therapie des Tumors angeboten werden. Es dürfen aber keine Tochtergeschwülste (Metastasen) vorliegen.

Als Alternative kann mit gutem Erfolg auch versucht werden die Tumorzellen durch Einspritzen von konzentriertem Alkohol in den Krebsknoten durch eine über die Haut eingeführte Nadel zu bekämpfen. Aber auch diese Form der Behandlung ist jedoch nur bei gut zugänglicher Geschwulstlage und bis zu einer gewissen Größe möglich. Diese Behandlung kann auch bei nicht mehr operierbaren Tumoren versucht werden.

Als alternative Behandlung nicht operabler Tumorknoten hat sich das Hitzeveröden durch eine über die Haut eingestochene Radiothermoablationssonde erwiesen. Als andere Behandlungsmethode kann eine intraarterielle Chemotherapie durchgeführt werden. Hierbei wird ein dünner Schlauch über die Leberarterie möglichst nahe an den Krebsknoten vorgeführt. Über diesen werden dann die Chemotherapeutika direkt in die Leber injiziert. Auch kann durch einen intraarteriellen Katheter radioaktive Substanzen (131J- Lipiodol) an den Krebsknoten gebracht.

Diese palliativen Verfahren können zum Tumorrückgang oder einer Wachstumshemmung führen, eine Heilung ist selten. Begleitend zu diesen örtlichen Behandlungsverfahren oder bei fortgeschrittenem Tumorleiden kann eine Behandlung Tamoxifen (z. B. Novaldex ") , einem Antiöstrogen, oder mit Octreotid- Bauchspritzen (z. B. Sandostatin ") vorgenommen werden. Die Wirksamkeit des Tamoxifens jedoch ist gering. Die Wirksamkeit der Octreotidspritzen muss in größeren Untersuchungen noch bewiesen werden.

Zusammenfassung

Der Leberzellkrebs nimmt in Deutschland ständig an Häufigkeit zu. Achtzig Prozent aller Leberzellkrebse entstehen in einer zirrhotischen Leber. Patienten mit einer bereits bestehenden Leberzirrhose, aber auch Patienten mit einer chronischen Leberentzündung, z. B. einer Hepatitis B oder C oder der Eisenspeicherkrankheit Hämochromatose sollten sich halbjährlich eine Krebsvorsorgeuntersuchung durchführen lassen.

Kinder und Patienten mit einem Risiko an einer Hepatitis B zu erkranken sollten geimpft werden. Bei diagnostiziertem Leberzellkrebs ist die operative Krebsentfernung die optimale Therapie. Wenn diese Behandlung nicht möglich ist, stehen weitere Behandlungsverfahren, wie Einspritzen von konzentriertem Alkohol oder intraarterielle Chemotherapien oder Behandlungen mit radioaktiven Substanzen zur Verfügung. Ergänzend kommt die Behandlung mit dem Antiöstrogen Tamoxifen oder dem Somatostatinanalogon Octreotid in Frage.


Dr. Jörg Heller
Prof. Dr. med. U. Spengler
Rheinische Friedrich Wilhelms-Universität
Medizinische Klinik- und Poliklinik
Direktor: Prof. Dr. T. Sauerbruch
Siegmund-Freud-Str. 25
53105 Bonn

Kontakt

Lebertransplantierte Deutschland e.V.
Montag - Freitag 9:00 bis 13:00 Uhr 

Telefon: 02302/1798991
Fax: 02302/1798992

E-Mail: geschaeftsstelle(at)lebertransplantation.de

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