Vor 12 Jahren wurde mein Leben auf den Kopf gestellt! Nachdem ich wenige Monate lang pflanzliche Tabletten gegen meine Migräne eingenommen hatte, fühlte ich mich immer müder, war appetit- und kraftlos. Schob ich es anfangs noch auf einen beginnenden grippalen Infekt oder Stress in der Uni, ließ mich die plötzlich auftretende Gelbfärbung der Augen aufschrecken. Die daraufhin bestimmten Laborwerte bestärkten den Verdacht meines Hausarztes, dass ich unter einer Leberentzündung (Hepatitis) litt. Innerhalb weniger Tage versagte meine Leber komplett und die Ärzte machten meiner Familie und mir klar, dass die einzige Überlebenschance eine neue Leber sei. Glücklicherweise wurde schnell ein passendes Organ gefunden und ich bekam die großartige Chance weiterzuleben.
Noch auf der Intensivstation beschäftigten mich viele essentielle Fragen, wie mein Leben nun weitergehen würde. Glücklicherweise betreute mich u.a. ein sehr aufmerksamer Pfleger, der mir meine Sorgen nahm und mir die Zuversicht auf ein relativ normales Leben schenkte.
Nach einer recht kurzen Genesungszeit hatte ich meinen neuen Alltag wieder geordnet und konnte bereits nach fünf Monaten mein Studium wiederaufnehmen. Trotz guter Gesundheit und einem engen Netz aus Familie und Freunden, denen ich meine Ängste und Wünsche immer anvertrauen konnte, kam in mir der Wunsch auf, mich mit anderen Menschen auszutauschen, die meine Fragen und Sorgen teilten und mich, aufgrund des selben Schicksals, noch besser verstünden. Somit wurde ich Mitglied beim Verein Lebertransplantierte Deutschland e.V. und fühlte mich in unserer Kontaktgruppe gleich gut aufgehoben. Ich empfand von Anfang an eine große Dankbarkeit, dem Spender, den Ärzten und Pflegern gegenüber, durch die mein Weiterleben erst möglich war. So nahm ich die Aufgabe auch gerne an, anderen Betroffenen zur Seite zu stehen und als weiterer Ansprechpartner für junge Transplantierte zu agieren. Letztlich übernahm ich noch die Ansprechpartnerrolle für den Raum Würzburg und freue mich, anderen hoffentlich so helfen zu können, wie mir geholfen wurde.
Nach einigen Jahren, ich hatte mein Studium beendet und arbeitete als Lehrerin, kam in mir der Wunsch nach einer eigenen Familie auf. Ich recherchierte zunächst im Internet und tauschte mich mit anderen transplantierten Müttern aus, da ich die Sorge hatte, dass eine solche Belastung für meinen Körper bzw. das Transplantat zu viel wäre und die Immunsuppressiva negative Auswirkungen auf das Baby hätten. Alles was ich in Erfahrung bringen konnte, waren grundsätzlich problemlose Schwangerschaften und gesunde Kinder.
Anschließend erkundigte ich mich bei meinem behandelnden Arzt über die Möglichkeit einer Schwangerschaft. Für ihn sprach aus medizinischer Sicht generell nichts dagegen, auch er kannte lebertransplantierte Frauen, die gesunde Babys auf die Welt gebracht hatten und dabei selbst keinerlei gesundheitlichen Einschränkungen hatten. Das einzige Hindernis war, dass bei einem meiner Immunsuppressiva, Cellcept, die Gefahr von Missbildungen beim Fötus bestand, weshalb ich meine Medikation auf eine Monotherapie mit Advagraf umstellen musste. Zudem war ich angehalten, meine Blutwerte, hier natürlich vorrangig meine Leberwerte und den Medikamentenspiegel engmaschiger (am Ende der Schwangerschaft wöchentlich) bestimmen zu lassen. Meine Leberwerte blieben bis zuletzt völlig normal. Lediglich die Dosis meines Immunsuppressivums musste ich deutlich erhöhen.
Glücklicherweise ist meine Schwangerschaft nahezu problemlos verlaufen und am 13.01.2018 kam unser Sohn Kilian fast zum errechneten Termin gesund auf die Welt. Auf Wunsch meines Gatroenterologen wurde aus seinem Nabelschnurblut der Medikamentenspiegel bestimmt, der ebenso hoch wie meiner war. Doch trotzdem er der Immunsuppression über den gemeinsamen Blutkreislauf die gesamte Schwangerschaft über ausgesetzt war, hat er keinerlei feststellbare Nebenwirkungen o.ä. davon getragen. Er ist putzmunter und macht uns Eltern unendlich glücklich.
Ich bin meinem Spender unglaublich dankbar, dass ich diese Chance bekommen habe und durch die mir gespendete Leber nicht nur mir mein Leben, sondern, durch die Geburt meines Sohnes, sogar noch ein weiteres geschenkt wurde.
Christina Wiedenhofer
Ansprechpartnerin bei Lebertransplantierte Deutschland e.V. für Kinderwunsch nach Transplantation
Mail: christina.wiedenhofer@lebertransplantation.de
Lebertransplantierte Deutschland e.V.
Montag - Donnerstag 10:00 bis 15:00 Uhr
Telefon: 02302/1798991
Fax: 02302/1798992
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